SUPERGIRLS DER LG NORD - Deborah Schöneborn mit Zwillingsschwester Rabea beim Training

Deborah Schöneborn (25) will im August bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin eine Medaille holen und sich mit ganz viel Glück für die WM in Doha qualifizieren. Mit ihrem eineiigen Zwilling Rabea gehört sie zum starken Kern der Talentschmiede LG Nord Berlin, deren Trainer Detlef Müller alias „Jive“ die Truppe sehr engagiert auf Trab hält. Zum Team gehört auch Caterina Granz
ALBA BERLIN
Detlef Müller hat alle im Griff.

Jungs und Mädels, Langstreckenläuferinnen der Altersklasse U20 oder höher: Detlef Müller, genannt „Jive“, lässt seine Athletinnen und Athleten spurten, sprinten, springen, dehnen, lockern oder pausieren. Eine 1.500 Meter-Spezialistin zieht eine Langstrecklerin über 3x800 Meter. Einige junge Männer kämpfen mit 10x400 Meter. Andere laufen Rasendiagonale. Alle schwitzen, was das Funktionszeug hält. Es ist ein typisches Sommer-Bahntraining der Lauftrainingsgruppe im Stadion Rehberge, dessen Tartanbahn erst im Frühjahr 2017 komplett saniert wurde. Das fördert die Lauflust der Talente.
Deborah Schöneborn mit ihrer Zwillingsschwester Rabea
Deborah Schöneborn mit ihrer Zwillingsschwester Rabea

DEBORAH SCHÖNEBORN

* 13.3.1994 in Troisdorf (NRW); Körpergröße 1,76 Meter; Gewicht 57 kg Schwestern: Lena und Rabea Schöneborn

D. Schöneborn lebt seit 2013 in Berlin; studiert Medizin an der Charité Berlin; schreibt die Doktorarbeit in der Abteilung für Sportmedizin zum Thema: „Laborparameter. Veränderungen beim 160 km Ultralauf“
Hobbies
Brunchen, Skifahren, Singen, Karneval

Persönliche Bestzeiten
1.500 m
4:25,37 (Berlin 2018)
3.000 m
9:21,60 (Dortmund 2018)
5.000 m
15:49,81 (Nürnberg 2018, 4.Platz DM)
10.000 m
33:37,48 (Pliezhausen 2018, 2. Platz DM)
10 km (Straße)
33:39 (Berlin 2018, Great 10k, 6. Platz)
Halbmarathon
1:14:13 (Debüt in Köln 2018, 3. Platz)
Zu den Talenten gehören die eineiigen Zwillingsschwestern Deborah und Rabea Schöneborn, die bis 2016 noch als Moderne Fünfkämpferinnen aktiv waren – nach dem Vorbild ihrer großen Schwester Lena Schöneborn, der Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Modernen Fünfkampf. Für die angehende Ärztin Deborah und die angehende Psychologin Rabea wurde diese komplexe Sportart mit ihren fünf Disziplinen Schwimmen, Degenfechten, Springreiten, Geländelaufen und Pistolenschießen allerdings zu zeitaufwändig. „Ich konnte meine Anwesenheitspflicht an der Charité nicht mehr mit fünf Trainingsplänen und den unterschiedlichen Trainingsorten kombinieren“, erklärt Deborah den Wechsel zum Laufsport. Letztlich wählten beide Zwillinge ihre Lieblingsdisziplin. Wie sie zur LG Nord kamen? Ganz einfach, weil eine Tochter des Trainers Detlef Müller Deborahs Kommilitonin ist.
Beim Training im Stadion Rehberge
Beim Training im Stadion Rehberge
Wer bei Titelkämpfen erfolgreich sein möchte, der kommt zur LG Nord

Seit 2017 trainieren die Schöneborn-Zwillinge nun unter seinen Fittichen, zusammen mit Caterina Granz, Luisa Boschan, Mares-Elaine Strempler, Carmen Schultze- Berndt, Martha Sauter und Isabella Kuhn. Eine Riege ambitionierter Meisterschaftsläuferinnen, die national oft Top-Ten-Plätze belegen – wie jüngst bei der Deutschen Meisterschaft in der Halle in Leipzig. Dort platzierte sich Mitte Februar ein Quartett, bestehend aus den Schöneborn-Schwestern, Schultze-Berndt und Boschan, über 3000 Meter auf den Plätzen drei bis sechs.

„Zu mir kommen Aktive, die bei Titelkämpfen erfolgreich sein wollen. Jede hat ihre Spezialdisziplin, aber natürlich müssen sie auch die Unter- und Oberdistanz ihrer Spezialstrecke laufen“, erläutert Müller, der für seine Gruppe jede Woche das Kunstwerk eines gemeinschaftlich-individuellen Trainingsplans ausbaldowert. 30 Jahre Trainererfahrung zahlen sich aus. Mit konzentrierter Miene, die Sportler stets im Blick, fährt er fort: „Die Zusammenstellung der Grüppchen beim Training ist mein Part. Der Grundgedanke ist, dass die intensiven Trainingseinheiten nicht alleine absolviert werden, so laufen zum Beispiel die leistungsstärkeren Frauen mit den derzeit etwas weniger leistungsstarken Männern.“

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CATERINA GRANZ

* 14.3.1994 in Berlin; studiert Psychologie in Berlin; Körpergröße 1,73 Meter; Gewicht 53 kg

Persönliche Bestzeiten
1.500 m
4:11,38 (Halle, Linz 2019) 4:08,12 (Freiluft, Tübingen 2018)
3.000 m
8:56,29 (Halle, Dortmund 2018) 9:13,02 (Freiluft, Kiel 2016)
5.000 m
15:46,64 (Nijmegen 2018)
10.000 m (Straße)
34:02 (Berlin 2017)
5.000 m (Straße)
17:02 (Bozen 2017)

Top-Erfolge

Studentenweltmeisterin 2018 im Crosslauf; EM-Teilnehmerin (Berlin 2018 und Glasgow 2019) über 1.500 Meter; Platz 3 über 1.500 Meter bei der Hallen-DM 2019 in Leipzig
„Für mich ist es ohnehin nicht so wichtig auf welchem Niveau jemand ist. Ich bemühe mich jeden individuell zu fördern.“ Außerdem legt Müller, den hier fast niemand unter seinem richtigen Namen kennt, viel Wert auf Teamfähigkeit und Selbstständigkeit seiner Topathleten. In Abstimmung mit den Bundestrainern betreut er sie sogar aus der Ferne in den Trainingslagern. Im Januar beispielsweise begleiteten seine Expertise und sein Trainerstolz sowohl Caterina Granz nach Südafrika als auch die Zwillinge ins portugiesische Monte Gordo.

Deborahs nächste Prüfungen: Staatsexamen plus Halbmarathon

Mit Müllers Unterstützung wurde Deborah vergangenes Jahr Deutsche Vizemeisterin über 10.000 Meter und 10 Kilometer (Straße) und hat sich auf allen Distanzen verbessert. Über 5.000 Meter fehlten ihr lediglich neun Sekunden zur Qualifikation für die Leichtathletik-EM. Bei der Cross-EM in Tilburg lief „Debbie“, so ihr Sportname, zum ersten Mal im Nationaltrikot und gewann mit dem DLV-Team Bronze.
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DETLEF MÜLLER
ALIAS „JIVE“

* 29.6.1955 in Berlin; verheiratet, zwei Töchter

Frühere Disziplinen

800 Meter bis Marathon; DOSB-Trainer mit A-Lizenz seit 1988

Berufsleben/Hobby

Bewegungserzieher in verschiedenen Kitas in Moabit;
Hobby: Jive tanzen

Tätigkeitsschwerpunkt

Betreuung von Leistungssportlern
Es versteht sich von selbst, dass sie sich auch dieses Jahr gut präsentieren will. Die nächste „Prüfung“ ist ein April-Halbmarathon. Da die Halbmarathon-Vorbereitung mit dem Lernen fürs Medizin-Staatsexamen zusammenfällt, das praktische Jahr im Mai beginnt und ihre Doktorarbeit noch nicht fertig ist, werden die sportlichen Ziele gegebenenfalls nachjustiert.

„Ach, ich werde mich eben von Höhepunkt zu Höhepunkt hangeln. Ich denke, dass internationale Normen für mich erreichbar sind“, verkündete Debbie zu Jahresanfang. Seit ihrer gelungenen Halbmarathon- Premiere in Köln zieht es sie magisch zu längeren Distanzen hin, obwohl „Jive“ noch abwiegelt: „Debbie soll ihre Grundschnelligkeit entwickeln und weiter 5.000 Meter laufen. Reine Länge sollte später kommen.“ Mal sehen, wie Trainer und Athletin sich einigen.

5.000 Meter? Wenn es nach Deborah geht würde sie gerne 8,5 Mal so weit rennen, also 42 Kilometer. Wieder einmal ist ihre ältere Schwester Lena Vorbild, die letztes Jahr den Berlin-Marathon als achte Deutsche in achtbaren 2:55:22 Stunden beendete. Debbie und Rabea betreuten Lena per Rad und versorgten sie mit Maltodextrin-Getränken. „Lena war so schnell, dass wir sie beim 30er fast verpassten“, erzählt Debbie begeistert. „Auf jeden Fall hat der Marathon mich voll gepackt. Den will ich irgendwann auch in Angriff nehmen.“
Joanna Zybon
Geschäftsstelle des SC TEGELER FORST E.V.
Tel. 030 40 58 65 21
FOTOS Joanna Zybon, Max Menning

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