Ein Rennen durch die Geschichte der Laufmode – von den dornengespickten Bastsandalen der urzeitlichen Buschmänner bis zum stylishen Urban Runner von heute und morgen. Produkttrends mit Farbideen werden dabei von der weltgrößten Sportmesse (ISPO
) in München gesetzt
Der Anfang war simpel, billig – und schwarz: Eine preisreduzierte Herren- Laufjacke in Größe S (am Ständer für Damenabteilung war auf die Schnelle nichts Besseres gefunden worden), eine Gymnastikhose, die aus der Schulzeit irgendwie in den tiefsten Tiefen des Schrankes überlebt hatte, ein blödes Baumwolltuch, um die Haare aus dem Gesicht zu halten – reicht doch. Einzig dem Schuhwerk wurde wirklich Beachtung geschenkt: Mit den Stichworten „Anfänger“ und „Asphalt“ (weil: Stadtmensch) ließ ich mir im Fachgeschäft ein Laufmodell aussuchen. Dann lief ich los – frühmorgens, wenn möglichst keiner sah, wie ich nach der ersten halben Stunde mit krebsrotem Kopf zusammenbrach.
Dann kam er irgendwann, der Moment, auf den jeder Läufer wartet: Der Flow setzte ein, mein Körper übernahm ganz allein die Atmung, den Rhythmus, die Richtung, während meine Gedanken Träumen glichen und die Endorphine in mir Party feierten. Und dann richtete sich der Blick weg vom „Wo lang?“ oder „Wie lange?“ hin zum „Wie?“ und „Was?“: Wie will ich aussehen, was passt zu mir? Die sportliche Variante der Eitelkeit war geweckt – die Lust, Mode mit Funktion zu finden.
Dann kam er irgendwann, der Moment, auf den jeder Läufer wartet: Der Flow setzte ein, mein Körper übernahm ganz allein die Atmung, den Rhythmus, die Richtung, während meine Gedanken Träumen glichen und die Endorphine in mir Party feierten. Und dann richtete sich der Blick weg vom „Wo lang?“ oder „Wie lange?“ hin zum „Wie?“ und „Was?“: Wie will ich aussehen, was passt zu mir? Die sportliche Variante der Eitelkeit war geweckt – die Lust, Mode mit Funktion zu finden.
SPIKES BY NATURE: SANDALEN AUS BAST ERHIELTEN SOHLEN AUS DORNEN
Der Buschmann der Steinzeit wusste über Mode nichts – über Funktion dagegen alles. Er lief natürlich – im doppelten Sinne des Wortes: je nach Temperatur nackt oder mit einem leichten Fell überm Körper („leicht“ musste die Ausrüstung des Läufers, logisch, schon immer sein), und mit dem immer gleichen Ziel vor Augen: Essen. Laufen war Mittel zum Zweck, man lief, um Tiere zu jagen. Die GPS-Watch der Steinzeit hieß Sonne. Um die Füße schmiegte sich winters Leder, die Spitze wie eine Kralle nach unten gebogen, um auf schwierigem Boden Halt zu geben. Sommers griff man zu Bastsandalen, deren Sohle man mit Dornen versah – Spikes by nature. Der Läufer der Steinzeit war so schnell oder langsam wie seine Beute. Unter „Bestzeit“ hätten die Buschmänner wohl verstanden, dass sie pünktlich zum Mittagessen eine tote Gazelle in die Höhle schleppten.
Barfuß zu olympischem Gold
Immer schon lief der Mensch. Aber noch in der Antike war nicht der Weg das Ziel. Man lief, um mit Schritten Land zu vermessen oder als Bote Nachrichten zu überbringen. Wobei letzterer schon dasselbe Nebenziel hatte wie der Urban Runner von heute: „Die Botenläufer“, sagt Kai Hilger (43), Kurator des Sport- und Olympiamuseums in Köln, „waren meist auf militärischer Mission – und sie trugen Kleidung, die zwei Zwecke erfüllen musste: leicht zu sein beim Langstreckenlauf, aber stilvoll genug, dass man in ihr respektabel Bericht erstatten konnte.“
Ab dem 7. Jahrhundert vor Christus lief sich dann der menschliche Ehrgeiz warm: Die Läufer der ersten Olympischen Spiele brauchten keine Gazelle mehr, um alles zu geben. Sie brauchten – kleidungsmäßig betrachtet – nichts: „Die Athleten, sagt Museumskurator Hilger, „waren nackt.“ Übrigens auch ganz unten: Barfußlaufen war angesagt. Viele Jahrhunderte später machte der Äthiopier Abebe Bikila 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom Furore, als er mit 2:15:16 Stunden (damals Weltbestzeit) den Marathonlauf gewann – barfuß. Seiner Aussage nach aber unfreiwillig: Seine Schuhe waren kaputt.
Barfuß zu olympischem Gold
Immer schon lief der Mensch. Aber noch in der Antike war nicht der Weg das Ziel. Man lief, um mit Schritten Land zu vermessen oder als Bote Nachrichten zu überbringen. Wobei letzterer schon dasselbe Nebenziel hatte wie der Urban Runner von heute: „Die Botenläufer“, sagt Kai Hilger (43), Kurator des Sport- und Olympiamuseums in Köln, „waren meist auf militärischer Mission – und sie trugen Kleidung, die zwei Zwecke erfüllen musste: leicht zu sein beim Langstreckenlauf, aber stilvoll genug, dass man in ihr respektabel Bericht erstatten konnte.“
Ab dem 7. Jahrhundert vor Christus lief sich dann der menschliche Ehrgeiz warm: Die Läufer der ersten Olympischen Spiele brauchten keine Gazelle mehr, um alles zu geben. Sie brauchten – kleidungsmäßig betrachtet – nichts: „Die Athleten, sagt Museumskurator Hilger, „waren nackt.“ Übrigens auch ganz unten: Barfußlaufen war angesagt. Viele Jahrhunderte später machte der Äthiopier Abebe Bikila 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom Furore, als er mit 2:15:16 Stunden (damals Weltbestzeit) den Marathonlauf gewann – barfuß. Seiner Aussage nach aber unfreiwillig: Seine Schuhe waren kaputt.
Definiert wurde Läuferkleidung zum ersten Mal 1908 in Gestalt einer Ordnungsregel: „Jeder Wettbewerbsteilnehmer muss ein Trikot mit Ärmeln und lockere, knielange Hosen tragen (…) und jeder Teilnehmer soll seine Teilnehmernummer auf Rück- und Vorderseite tragen“, so hieß es im Londoner „The Forth Olympiad“ zum Thema Marathonlauf. Das Material der Läufer war zunächst Baumwolle – dann Woll-Jersey.
Und hier kommt tatsächlich Mode ins Spiel: Coco Chanel nämlich kupferte 1916 beim Sport ab und nutzte das dehnbare Jersey für ihre Haute Couture – die außer dem Material nichts Sportliches an sich hatte. Umgekehrt funktionierte das ab den 1930er Jahren: Die Textilindustrie kreierte Kunstfasern wie Nylon, Polyester und Elasthan – die Sportausrüster griffen zu, weil die Eigenschaften der synthetischen Materialien für ihre Zwecke unwiderstehlich waren: elastisch, reißfest – super. Elastisch und reißfest? Das ist heute in punkto Läuferkleidung selbstverständlich. Die neuen Materialien können sehr viel mehr: Sie sind ein aus Stoff und Hightech gewebter Trainer des Sportlers – und sie gehorchen bei aller Funktionalität zu einhundert Prozent den Gesetzen des Modemarktes. Wer sich – im Schnitt nach 800 gelaufenen Kilometern – von seinen Schuhen verabschieden muss, der hat kaum eine Chance, denselben Schuh nochmal zu kaufen. Denn längst haben neue Modelle den Markt erobert. Dito Kleidung: Beinahe jeder Designer hat eine eigene Sportkollektion, und hat er sie nicht, dann geht er fremd und entwirft – wie zum Beispiel die britische Designerin Stella McCartney – eine Modelinie für Sportlabels.
Produkte für jede Laufsituation
Der Läufer von heute ist nicht nur beim Laufen Läufer. Er ist es immer. Oder er will zumindest immer so aussehen: fit, körperbewusst, gesund, dynamisch. So geht er in Tights, Hoodies und Sneakers ins Büro und auf die Party. „Mein Lifestyle heißt Sport“, formuliert Frank Joung (42), Chefredakteur bei „Achim Achilles“, dem Onlinemagazin der Berliner Gesellschaft für Bewegung, das Credo. „Früher“, sagt Joung, „sah man als Läufer verschwitzt und blöd aus. Heute ist Laufen ein Statement – und das trägt man durch den Tag.“
Durch jeden Tag, durch jedes Wetter, durch jede Situation. Mit der Konsequenz, dass der Ausrüstermarkt geradezu durchdreht auf der Suche nach immer weiteren Produkten, die den Konsum – im doppelten Wortsinn – am Laufen halten. „Must Haves“ sind Sporttücher, loopartig um den Hals gewickelt. Oder Smartphonehalter am Oberarm. Oder Stirnlampen für Nachtläufe. Oder Sport-Kopfhörer, die längst nicht mehr nur Musik ins Läuferohr rauschen lassen, sondern Podcasts und gerne auch Sprachlernprogramme. Motto: Vertreibe nicht nur die Langeweile beim Laufen, sondern nutze die Zeit, um fit im Kopf zu werden. „Nice-to-haves“ sind dann ultraleichte Jacken, die sich mit einer Hand in die Jackentasche selbst friemeln lassen. Auf Regen folgt Sonnenschein? Kein Problem. Flupps – schon ist die Jacke weg, ohne währenddessen auch nur einen Schritt weniger gelaufen zu sein. Das erklärte Ziel der Läufermode: Hol das Beste aus jedem Teil heraus. So kommt es, dass auch die Socke denken lernt – im Läuferdeutsch heißt sie Kompressionssocke.
Und hier kommt tatsächlich Mode ins Spiel: Coco Chanel nämlich kupferte 1916 beim Sport ab und nutzte das dehnbare Jersey für ihre Haute Couture – die außer dem Material nichts Sportliches an sich hatte. Umgekehrt funktionierte das ab den 1930er Jahren: Die Textilindustrie kreierte Kunstfasern wie Nylon, Polyester und Elasthan – die Sportausrüster griffen zu, weil die Eigenschaften der synthetischen Materialien für ihre Zwecke unwiderstehlich waren: elastisch, reißfest – super. Elastisch und reißfest? Das ist heute in punkto Läuferkleidung selbstverständlich. Die neuen Materialien können sehr viel mehr: Sie sind ein aus Stoff und Hightech gewebter Trainer des Sportlers – und sie gehorchen bei aller Funktionalität zu einhundert Prozent den Gesetzen des Modemarktes. Wer sich – im Schnitt nach 800 gelaufenen Kilometern – von seinen Schuhen verabschieden muss, der hat kaum eine Chance, denselben Schuh nochmal zu kaufen. Denn längst haben neue Modelle den Markt erobert. Dito Kleidung: Beinahe jeder Designer hat eine eigene Sportkollektion, und hat er sie nicht, dann geht er fremd und entwirft – wie zum Beispiel die britische Designerin Stella McCartney – eine Modelinie für Sportlabels.
Produkte für jede Laufsituation
Der Läufer von heute ist nicht nur beim Laufen Läufer. Er ist es immer. Oder er will zumindest immer so aussehen: fit, körperbewusst, gesund, dynamisch. So geht er in Tights, Hoodies und Sneakers ins Büro und auf die Party. „Mein Lifestyle heißt Sport“, formuliert Frank Joung (42), Chefredakteur bei „Achim Achilles“, dem Onlinemagazin der Berliner Gesellschaft für Bewegung, das Credo. „Früher“, sagt Joung, „sah man als Läufer verschwitzt und blöd aus. Heute ist Laufen ein Statement – und das trägt man durch den Tag.“
Durch jeden Tag, durch jedes Wetter, durch jede Situation. Mit der Konsequenz, dass der Ausrüstermarkt geradezu durchdreht auf der Suche nach immer weiteren Produkten, die den Konsum – im doppelten Wortsinn – am Laufen halten. „Must Haves“ sind Sporttücher, loopartig um den Hals gewickelt. Oder Smartphonehalter am Oberarm. Oder Stirnlampen für Nachtläufe. Oder Sport-Kopfhörer, die längst nicht mehr nur Musik ins Läuferohr rauschen lassen, sondern Podcasts und gerne auch Sprachlernprogramme. Motto: Vertreibe nicht nur die Langeweile beim Laufen, sondern nutze die Zeit, um fit im Kopf zu werden. „Nice-to-haves“ sind dann ultraleichte Jacken, die sich mit einer Hand in die Jackentasche selbst friemeln lassen. Auf Regen folgt Sonnenschein? Kein Problem. Flupps – schon ist die Jacke weg, ohne währenddessen auch nur einen Schritt weniger gelaufen zu sein. Das erklärte Ziel der Läufermode: Hol das Beste aus jedem Teil heraus. So kommt es, dass auch die Socke denken lernt – im Läuferdeutsch heißt sie Kompressionssocke.
LAUFEN IST EIN STATEMENT, DAS MAN DURCH DEN TAG TRÄGT
Intelligent und funktional sieht auch die Laufmode der Zukunft aus. Trendscout Louisa Smith (49), die für die weltgrößte Sport-Fachmesse ISPO Munich als Jurymitglied mit über Produkt-Awards entscheidet, sieht kein Ende bei der Entwicklung in der Textilindustrie – „die Materialien werden immer ausgefeilter und intelligenter“. Bei Farbe und Schnitt sei aktuell „Partywear“ angesagt: „Knallig bunt, wilde Muster.“ Heißt das, Schwarz ist von gestern? „Ja und nein“, sagt Smith. „In den nächsten zwei, drei Jahren wird Schwarz in der Läufermode wieder eine Rolle spielen – neben edlen Tönen wie Graunuancen, Karamell, dunklem Rot.“ Außerdem werde das Outfit lässiger: „Locker geschnittene Jacken und Shirts sind der neue Stil.“
Ruhigere Töne, legere Schnitte – auch für Urs Weber vom weltgrößten Läufer-Magazin „Runner‘s World“ mit Redaktionssitz in Hamburg ist das der Trend von morgen. Overlayer mit Kapuze dürften uns draußen immer häufiger begegnen – und „Monsterschuhe“, Schuhe mit fetten Sohlen, machen den stilbewussten Läufer mittlerweile mehr an als sogenannte Barfußschuhe. Das von den Barfußschuhen transportierte „Zurück zur Natur“-Image wird jetzt durch nachhaltig produzierte Mode erreicht – zum Beispiel durch Sport-Bhs, die aus Plastikflaschen produziert werden.
Laufen kostet einen Euro pro Tag
Weber hat einmal ausgerechnet, wieviel ein Läufer für seine Ausrüstung ausgeben muss: „Rechnet man einfach nur nach Materialverschleiß, kostet das Laufen pro Tag einen Euro“, sagt er. Weil die alte Wahrheit nämlich noch immer stimmt: Laufen ist – vom Schwimmen abgesehen – die Sportart, die am wenigsten Ausrüstung benötigt. Einig sind sich Laufexperten auch darin, dass immer noch der Schuh das Wichtigste ist. Wahr ist aber auch, dass Läufer immer mehr Geld ausgeben: „Ich kenne Läufergruppen in Berlin“, sagt Weber, „bei denen die einzelnen Mitglieder gut und gerne 2000 Euro im Jahr für ihren Style ausgeben.“
Ruhigere Töne, legere Schnitte – auch für Urs Weber vom weltgrößten Läufer-Magazin „Runner‘s World“ mit Redaktionssitz in Hamburg ist das der Trend von morgen. Overlayer mit Kapuze dürften uns draußen immer häufiger begegnen – und „Monsterschuhe“, Schuhe mit fetten Sohlen, machen den stilbewussten Läufer mittlerweile mehr an als sogenannte Barfußschuhe. Das von den Barfußschuhen transportierte „Zurück zur Natur“-Image wird jetzt durch nachhaltig produzierte Mode erreicht – zum Beispiel durch Sport-Bhs, die aus Plastikflaschen produziert werden.
Laufen kostet einen Euro pro Tag
Weber hat einmal ausgerechnet, wieviel ein Läufer für seine Ausrüstung ausgeben muss: „Rechnet man einfach nur nach Materialverschleiß, kostet das Laufen pro Tag einen Euro“, sagt er. Weil die alte Wahrheit nämlich noch immer stimmt: Laufen ist – vom Schwimmen abgesehen – die Sportart, die am wenigsten Ausrüstung benötigt. Einig sind sich Laufexperten auch darin, dass immer noch der Schuh das Wichtigste ist. Wahr ist aber auch, dass Läufer immer mehr Geld ausgeben: „Ich kenne Läufergruppen in Berlin“, sagt Weber, „bei denen die einzelnen Mitglieder gut und gerne 2000 Euro im Jahr für ihren Style ausgeben.“
DIE ISPO-FARBTRENDS FÜR DEN HERBST / WINTER 2019 / 20
1
ACUTE
Elektropop als Modefarbe – da kommen für Sportler helles Pink oder Kunstgrün- Nuancen von Petrol bis Mint heraus
2
RETRO ROBOTIC
Silber trifft Orange, Knallrot trifft Knalltürkis – ein Style für Futuristen
3
THE BIG CHILL
Warme Töne wie winterliches Himmelblau oder erdiges Braun für Naturverbundene
4
ESCAPIST
Sanfte, matte Farben von Steingrau über Vanille bis zu Taupe und rauchigem Violett für modebewusste Weg-Läufer
Wer in Berlin wissen will, wie man laufend auszusehen hat, der kann sich ja mal an der Krummen Lanke herumtreiben. Oder man stellt sich auf die Brücke Schwedter Steg, wo die Kraft Runners an einem vorbeisprinten. Diese Läufergruppe lehrt einen gleich zwei Stilregeln. Erstens: Mit stolz geschwellter Brust getragene „New York“- oder Sonstwie-Marathonshirts sind mega-out – weil nämlich mittlerweile fast jeder, der sich Läufer nennt, schon irgendeinen Marathon gelaufen ist. Damit macht man kaum noch Eindruck.
Stattdessen zelebriert man Gemeinschaft in Mode. Gerade die Hauptstädter definieren in Laufgruppen eigene Styles, die sie von anderen Gruppen absetzen. Woraus die zweite Stilregel folgt: Zusammen laufen ist cooler als allein. Aber Vorsicht: Bloß jetzt nicht an das spießige Wort „Verein“ denken, so wollen die Szenegruppen keinesfalls betrachtet werden. Man kann das Thema Stil allerdings auch ganz anders angehen. Nämlich so: Stil ist, Styles zu ignorieren.
Kai Hilger, der Kurator des Kölner Sportmuseums, macht sich einen Spaß daraus, in der Mittagspause am Kölner Rheinauhafen unter lauter Kompressionssockenträgern derjenige zu sein, „der am schlechtesten ausgerüstet ist – was in dieser angesnobten Gegend eine echte Herausforderung ist“. Michele Ufer (47) aus Herdecke, Ultraläufer und Autor des Bestsellers „Mentaltraining für Läufer“, läuft mit einer alten Taucheruhr: „Sie ist wasserdicht und zeigt die Zeit an – was brauche ich mehr?“ Einmal lief Ufer abends an einem See vorbei. „Da ging genau in dem Moment die Sonne unter. Es sah fantastisch aus.“ Ufer stoppte und guckte zu. Zwei andere Läufer kamen an ihm vorbei – mit GPS-Watches. „Jetzt gleich“, sagte der eine beim Blick auf die Uhr, „müsste die Sonne untergehen.“
Stattdessen zelebriert man Gemeinschaft in Mode. Gerade die Hauptstädter definieren in Laufgruppen eigene Styles, die sie von anderen Gruppen absetzen. Woraus die zweite Stilregel folgt: Zusammen laufen ist cooler als allein. Aber Vorsicht: Bloß jetzt nicht an das spießige Wort „Verein“ denken, so wollen die Szenegruppen keinesfalls betrachtet werden. Man kann das Thema Stil allerdings auch ganz anders angehen. Nämlich so: Stil ist, Styles zu ignorieren.
Kai Hilger, der Kurator des Kölner Sportmuseums, macht sich einen Spaß daraus, in der Mittagspause am Kölner Rheinauhafen unter lauter Kompressionssockenträgern derjenige zu sein, „der am schlechtesten ausgerüstet ist – was in dieser angesnobten Gegend eine echte Herausforderung ist“. Michele Ufer (47) aus Herdecke, Ultraläufer und Autor des Bestsellers „Mentaltraining für Läufer“, läuft mit einer alten Taucheruhr: „Sie ist wasserdicht und zeigt die Zeit an – was brauche ich mehr?“ Einmal lief Ufer abends an einem See vorbei. „Da ging genau in dem Moment die Sonne unter. Es sah fantastisch aus.“ Ufer stoppte und guckte zu. Zwei andere Läufer kamen an ihm vorbei – mit GPS-Watches. „Jetzt gleich“, sagte der eine beim Blick auf die Uhr, „müsste die Sonne untergehen.“
Greta Zalsky
FOTOS Mauritius Images, iStock, ISPO MUNICH