DER LÄUFERCUP FÜR BREITENSPORTLER - Berliner Läuferclub organisiert 15 Veranstaltungen im Jahr

Am 3. März ist mit dem „Lauf im Britzer Garten“ der „Berliner Läufercup“ gestartet. Nächsten Sonntag folgt der „Birkenwäldchenlauf“. Insgesamt bietet die Serie mit 15 ganz verschiedenen Laufveranstaltungen Inspiration, Ansporn und Gemeinschaftsgefühl für Läufer aller Altersklassen
Radfahren 2018
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„DER LÄUFERCUP HAT SEINE ANZIEHUNGSKRAFT ÜBER GENERATIONEN HINWEG ERHALTEN. NUN LÄUFT ZUM ERSTEN MAL MEIN ENKEL MIT“
Konrad Polcuch, Sprecher der Arbeitsgruppe Berliner Läufercup
Wer in Berlin regelmäßig die Lauf-Klassiker absolviert rennt immer mal wieder durchs Brandenburger Tor. Oder startet davor wie beim Firmenlauf. Oder posiert davor wie beim Frauenlauf. Ob Marathon, Halbmarathon, 25 km-Lauf, Neujahrslauf – die Kulisse ist stets gleich: das übliche Postkartenidyll mit dem „magischen“ Tor.

Für Touristen und Frischlinge ist das super. Aber was, wenn man als fleißiger Volksläufer schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten treu die läuferischen Highlights abklappert? Dann hat sich das Triumphgefühl beim Durchlaufen des Triumphtors möglicherweise schon etwas abgenutzt. Wie wäre es damit, mal andere Laufveranstaltungen unter die Füße zu nehmen? Berlin hat 892 Quadratkilometer, zwölf Bezirke und ein Universum an urbanen Laufmöglichkeiten im gesamten Stadtgebiet.

Der „Berliner Läufercup“, der vergangenes Jahr sein 25jähriges Bestehen feierte, ist eine Serie von 15 oder 16 kleineren und charmanten Laufveranstaltungen. Das Konzept ist einfach: bei jedem Lauf sammelt man Punkte. Der Altersklassen-Sieger erhält 20 Punkte, der Zweite 19, der Dritte 18, usw. Niedrige Punktzahlen sind jedoch selten, denn die Konkurrenz „schläft“: Es gibt gar nicht so viele Cup-Läufer.

Dabei ist der Aufwand eher gering, denn von den 15 Laufterminen müssen lediglich vier absolviert werden, um am Jahresende mit seinem persönlichen Punktestand gewertet und zur Abschlussfeier eingeladen zu werden. 
Er gehört zu den Lieblingen in der Berliner Cupszene: der Hohenschönhausener Gartenlauf
Er gehört zu den Lieblingen in der Berliner Cupszene: der Hohenschönhausener Gartenlauf
Maximal acht Läufe beziehungsweise deren Platzierungspunkte fließen in die individuelle Schlusswertung ein. Außerdem gibt es eine Teamwertung, wobei alle Punkte der Team-Mitglieder addiert werden.

Mehr Konkurrenz bitte!

Das Schöne am Cup: Es gibt viele Sieger, keinen Gesamtsieger. Jede Altersklasse wird für sich ausgewertet: Die schnellsten drei Absolventen einer jeden AK erhalten bei der Abschlussfeier einen Pokal, die übrigen eine Urkunde. Weil manche Altersklassen sehr schwach besetzt sind, wie zum Beispiel 2018 die Hauptklasse der Frauen oder die M30 mit jeweils bloß drei Personen, kam letztlich die komplette Altersklasse in den Genuss der Pokalplätze. In schwach besetzten Klassen sind die Punktzahlen stets hoch, die Pokale fast garantiert.

Aber der wichtigste „Punkt“ – das ist natürlich der Spaß. Warum bringt die Laufserie soviel Fun? Das können am besten die Serientäter erklären, also diejenigen, die den Cup schon oft mitgemacht haben. Harri Schlegel (M60) war 23 Mal dabei: „Das schönste beim Cup ist die familiäre Atmosphäre. Man kennt hier fast alle. Es wird viel gequatscht – und es ist lustig sich alle paar Wochen in einer ganz anderen Ecke Berlins bei einem ganz anderen Lauf wiederzusehen.“

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„ES MACHT EINFACH VIEL SPASS“
Ilka Gomoll, Organisatorin, Cup-Urgestein und Vorsitzende des Vereins LC Ron-Hill
Ilka Gomoll (W45) war sogar 24 Mal dabei. „Es macht einfach Spaß“, gibt das bescheidene Cup-Urgestein knapp zu Protokoll. Ilkas Spaß hat vier Facetten, weil sie beim Cup vier Rollen hat: Läuferin, Vorsitzende ihres Vereins LC Ron-Hill, Assistentin bei der Abschlussfeier und vor allem Organisatorin des beliebten „Hohenschönhausener Gartenlaufs“. Der Beliebtheitsgrad dieses Laufs wundert zunächst angesichts der Laufstrecke: drei krumme Runden à 1,9 Kilometer, die durch die Kleingartenanlage „Falkenhöhe-Nord“ führen. Das Wörtchen „krumm“ beschreibt hier sowohl die Distanz, insgesamt 5,7 Kilometer, als auch die Qualität der Wege: eckig, kurvig, wurzelig, eng. Dennoch nimmt kein Läufer die Sache krumm, denn die Attraktion dieser Laufveranstaltung ist die anschließende Sommerparty. Für ein Mini-Startgeld von fünf Euro wird hier jedes Jahr ein Gartenfest mit Musik, Moderation, Kinderspielen, Gulasch und Tombola veranstaltet. Schade, dass Lauforganisatoren wie Ilka Gomoll, die mit viel Herzblut agieren, eine aussterbende Spezies zu sein scheinen.

Sehr populär ist aber auch der „Havellauf“: Eine malerische Wendepunktstrecke entlang der Havel, rund 13,7 Kilometer, liebevoll organisiert von Manfred Kretschmer. Die „Lichtenrader Meile“ führt 15 Kilometer über und um den Freizeitpark Marienfelde, vorbei an romantischen Wiesen mit Schafen und Kühen. Einen ganz anderen Charakter hat der „Kreuzberger Viertelmarathon“ als reiner Straßenlauf mit dem ganz typischen Kreuzberger Fluidum.

Glücklich und gut gelaunt im Ziel: Finisher nach dem Gartenlauf in Hohenschönhausen
Glücklich und gut gelaunt im Ziel: Finisher nach dem Gartenlauf in Hohenschönhausen
Stolze Gewinner und Platzierte bei der Siegerehrung nach dem Havellauf am Flensburger Löwen
Stolze Gewinner und Platzierte bei der Siegerehrung nach dem Havellauf am Flensburger Löwen
Kein Lauf ist wie der andere ...

Das meint auch Alexander Krahe, Redaktionsleiter beim rbb Inforadio. Er hat den Cup schon zehn Mal absolviert und letztes Jahr seine Altersklasse M 50 trotz 16 Konkurrenten gewonnen. Einen Lieblingslauf hat er nicht.

„Jeder Lauf hat etwas Besonderes. Beim ,Lauf im Britzer Garten‘ weiß man, wo man zum Saisonstart steht. Der Mercedes-Benz- Halbmarathon ist flach, schnell, perfekt organisiert, macht immer Freude. Der Lauf in Hohenschönhausen ist irgendwie beknackt, aber hinterher umso schöner.“
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„MAN LERNT BERLIN UND DIE LAUFFAMILIE KENNEN“
Sigrid Eichner, Vielfache Marathon-Absolventin und Ultra-Läuferin
Weitere prominente Cup-Urgesteine sind unter anderem Günter Hallas (M75), Sieger des ersten Berlin-Marathon, Wilfried Köhnke (M70), Anführer der Jubilee-Club-Liste mit 43 Berlin-Marathons und Sigrid Eichner (W75), Marathon- und Ultrasammlerin. Sind ihr die Cup-Distanzen denn nicht viel zu kurz? „Ach was, auch ein kurzer Lauf ist schön“, pariert Sigrid. „Man ist hinterher nicht kaputt, außerdem sind die Läufe nicht so teuer, und man lernt Berlin und die Berliner Lauffamilie kennen.“ Dazu gehört seit neun Jahren auch Konrad Polcuch (M65), Läufer und mittlerweile auch Sprecher der „Arbeitsgruppe Berliner Läufercup“. Konrad ist zum Beispiel für die Anmeldungen, statistischen Auswertungen und Kontakte zuständig – alles ehrenamtlich.

„Der Läufercup hat seine Anziehungskraft über Generationen hinweg erhalten. Nun läuft zum ersten Mal mein Enkel mit“, freut sich Konrad. Die besagte Anziehungskraft ist eine wunderbare Eigenschaft des Cups: ausgerechnet Individualsportler fühlen sich von der Laufgemeinschaft angezogen – und angenommen.
Joanna Zybon
INFOS & ANMELDUNG

Die Anmeldung zum Berliner Läufercup ist kostenlos und unverbindlich.
Alle Infos sowie das Anmeldeformular finden sich auf den Seiten des Berliner Leichtathletik-Verbandes BLV.
www.leichtathletik-berlin.de/ berliner-laeufercup-47.html
FOTOS Joanna Zybon

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